Zweisamkeit

die sinnlosigkeit lehrt uns
dass wir uns vom sinn lösen müssen

Ich bin zwei.
Im einen Moment liebe ich mich bedingungslos, im anderen reiße ich mir mein Herz aus der Brust.
Metaphorisch natürlich.
Statistisch gesehen sicher nichts Außergewöhnliches.
Und die Leute sagen:
„’s Leben geht weiter.“
„Geht’s scheißen.“
Sagt in mir ein Zweiter.

Der Andere ist wie ein Tier, ein Viech
und steht der Mond hoch
und pocht nur Tinte durchs Herz,
dann bellt’s in mir.
Es reißt und fetzt,
und so sehr ich auch dagegen drücke,
öffnet er den Zwinger
und Gnade vor Gott,
wenn da sonst noch wer ist.
Dann heißts nicht mehr Orchidee und Malachit in meinem Kopf, sondern Blut und Knochen und Feuer und Schwert.

Ich habe versucht, ihn zu verjagen.
Saß eine Woche lang im Sturm, ohne Essen und Schlaf.
Meditierte auf glühenden Kohlen.
Schlug und schlug ihn immer wieder.
Und traf nur mich.

Ich habe versucht, ihn zu verstehen.
Bin auf die grauesten Berge gewandert, sprach mit den bärtigsten Eremiten.
Studierte monatelang die Weisheiten des Windes.
Flehte die ältesten der Sterne an mich zu leiten.
Und begriff weniger.

Ich habe versucht ihn zu töten.
Doch er ließ es nicht zu,
da wir beide gestorben wären.

Für lange Zeit hoffte ich,
dass er mal geht und nicht mehr kommt,
doch nun verstehe ich,
meinen verborgenen Wunsch zu vergessen,
dass er mein einziger Freund ist.

Denn am Ende des Tages,
tanzen wir gemeinsam durch die Nacht.
Fauchen im Einklang.
Heulen Hand in Hand den Mond an.

Wir sind das Gift,
das die Welt heilen wird.
Wir sind die Farben,
dieser grauen Zeit.
Wir sind das Ende,
mit dem ein Anfang beginnt.

Ich bin nicht zwei.
Wir sind eins.